Im Jahre 1973, ich war 23 Jahre alt, traten die ersten Symptome auf – Taubheitsgefühle in den Beinen und Kribbeln in den Fingerspitzen.
1975 veränderte sich mein Leben durch einen schweren Schicksalsschlag. Mein Körper reagierte darauf mit einem MS-Schub. Das erste Mal musste ich in die Uni- Klinik und ich musste hoch dosiert Kortison nehmen.
Eine Diagnose wurde mir immer noch nicht gestellt, mir ging es wieder sehr gut! Ich konnte alles machen -–radfahren, laufen, schwimmen usw.
Natürlich habe ich auch wieder gearbeitet!
1977 wurde mein Sohn geboren und die Welt war für mich wieder in Ordnung. Kleine Ausfallerscheinungen waren da, ich habe sie aber nicht beachtet. Wir waren glücklich mit unserem Kind. 1978 musste ich zur Kur, hier wurde ich das erste Mal mit dem Namen MS konfrontiert, aufgeklärt wurde ich aber von anderen Patienten, was teilweise haarsträubend war. Viele Gedanken machte ich mir aber nicht, mir ging es ja gut! Mein Sohn ist bis zu seiner Einschulung ganz unbeschwert aufgewachsen. Ich konnte alles mit ihm machen, meinen Haushalt bewältigen und vieles mehr.
Bis 1983 habe ich überhaupt nicht mehr an MS gedacht. Dann kamen so nach und nach einige Schübe und ich musste immer wieder ins Krankenhaus. Jetzt hatte ich doch Ängste und Sorgen, wie läuft es zu Hause, werde ich wieder gesund usw.? Endlich hatte ich eine Neurologin gefunden, die sehr viel Verständnis für mich hatte und meine Sorgen mit mir teilte. Sie hat mir sehr geholfen in diesen Jahren. Leider ist sie sehr früh verstorben.
Im Laufe der Jahre wurden die Einschränkungen immer mehr, irgendwie bin ich in meine MS hineingewachsen. So im Rückblick habe ich es sehr gut geschafft. Zu dieser Zeit gab es noch nicht soviel Aufklärung wie heute. Medikamente schon gar nicht. Heute laufe ich am Rollator, unterwegs benutze ich den Rollstuhl. Wir sind sehr viel unterwegs, Reisen, Theater, Oper, Literatur, Kino und oft mit netten Freunden zusammen.
Seit 1980 leite ich einen DMSG-Kontaktkreis in Bergheim, wir sind oft bis zu 20 Personen, ohne meine treuen Ehrenamtlichen würde ich das nicht bewältigen können. Seit einigen Jahren bin ich auch im Vorstand des Landesverbandes der DMSG NRW, und noch viel länger im Vorstand der Ortsvereinigung Köln. Im Jahr 2007 habe ich die Ausbildung zur BetroffenenBeraterin gemacht.
Es ist immer wieder interessant, neue Menschen kennen zu lernen. Seit einem einem Jahr nehme ich an einer Rollstuhlsportgruppe in Frechen-Buschbell teil. Da suchen wir noch Mitstreiter! Wir haben sehr viel Spaß und lernen immer besser mit dem Rollstuhl umzugehen.
Mein Wahlspruch lautet "Das Leben ist schön".
An meinen Mann, der selbst vor zwei Jahren schwer erkrankt war, jetzt aber wieder gesund ist, geht ein ganz großes DANKE. Auch das haben wir gemeinsam gemeistert, ohne ihn hätte ich vieles nicht machen können. Heute bin ich stolze Oma von zwei Enkelkindern, Max und Louis.